Dr. Kurt Bohr (li.) / Ulrich Commerçon (re.)
Dr. Kurt Bohr (li.) / Ulrich Commerçon (re.)

Stelen-Einweihung am 25.11.2013
vor dem Saarlandmuseum in Saarbrücken:


Johannes Hoffmann,
Ministerpräsident (1947 - 1955)
* 23. Dezember 1890 in Landsweiler-Reden
21. September 1967 in Düppenweiler.

 

Als Sohn eines Bergmannes geboren, arbeitete er als Journalist und stellte in Berlin seine Fähigkeiten in den Dienst der Zentrumspartei. 1933 übernahm er die Stelle als Chefredakteur der "Saarbrücker Landeszeitung". In dieser Position widersetzte sich Johannes Hoffmann Adolf Hitler in Wort und Schrift. 1934 entlassen kämpfte er mit der von ihm gegründeten Zeitung "Neue Saarpost" weiter gegen den Anschluss des Saarlandes an Hitler-Deutschland. Nach der Saarabstimmung 1935 emigrierte er, 1936 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit entzogen. In seinen Sendungen im französischen Rundfunk in Paris berichtete er im Jahr 1939 über Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Kurz darauf in der Bretagne interniert, flüchtete er nach dem Zusammenbruch Frankreichs in die unbesetzte Zone. Bis 1941 versteckte er sich in einem Kloster in der Provence. Die Flucht gelang schließlich über Spanien und Portugal nach Brasilien.

 

1945 kehrte er ins Saarland zurück, wo er Redakteur der "Neuen Saarbrücker Zeitung" war. Gleichzeitig beginnt seine politische Laufbahn. Aufgrund seiner überaus angesehenen Integrität wurde er bald Vorsitzender der CVP (Christliche Volkspartei) und am 5. Oktober 1947 fast einstimmig zum Ministerpräsidenten des Saarlandes gewählt. Ab 1950 begann der ungelöste Status des Saargebiets die westeuropäische und atlantische Zusammenarbeit zu behindern. Hoffmann erreichte dennoch ein Ende des französischen Besatzungsstatuts für das Saarland. Nach und nach konnte er dem übermächtigen französischen Partner die Unabhängigkeit abringen, mit den Saarkonventionen vom 20. Mai 1953 entfiel das bisherige Vetorecht Frankreichs vollständig, das Saarland erhielt das Recht auf eine eigenständige außenpolitische Vertretung.  Johannes Hoffmann verfolgte dabei gleichzeitig auch immer eine separatistische Politik gegenüber der Bundesrepublik. Er wollte als Vordenker der Europäisierung „für die Saar eine Lösung zu finden, die zur Entspannung des deutsch-französischen Verhältnisses beiträgt und die notwendige europäische Einheit fördert.“ (Zitat J. Hoffmann). Nach seinem Willen sollte das Saarland zu einem quasi außerstaatlichen Territorium und außerdem Standort verschiedener europäischer Institutionen werden.

 

Das 1954 zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Pierre Mendès-France und dem Bundeskanzler Konrad Adenauer (dessen erklärtes Ziel ebenfalls die Europäisierung des Saarlandes war) ausgehandelte und am 23. Oktober unterzeichnete „Saarstatut“ sah die Unterstellung des Saarlandes unter einen Kommissar der Westeuropäischen Union vor. Dieser sollte das Land nach außen vertreten. Die saarländische Regierung sollte jedoch weiter für die inneren Angelegenheiten zuständig und die wirtschaftliche Anbindung an Frankreich erhalten bleiben. Allerdings war auch eine engere wirtschaftliche Vernetzung mit der Bundesrepublik vorgesehen. In der deutschen Innenpolitik wurde Adenauer wegen des Saarstatuts scharf angegriffen. Vor allem die SPD sah darin eine De-facto-Abtretung des Saarlands an Frankreich.

 

Vor dem endgültigen Inkrafttreten sah das Saarstatut jedoch eine Volksabstimmung vor, um die bald ein sehr heftiger Abstimmungswahlkampf ausbrach. Die innenpolitischen Gegenspieler bekämpften Hoffmann mit teils polemischen Artikeln und Propagandaslogans. Das Wahlplakat mit dem Slogan "Der Dicke muss weg" ist aus dieser Zeit besonders bekannt.  Dem Nein zur Politik Hoffmanns - und  v. a. gegen die Person Johannes Hoffmann - schlossen sich nicht nur die CDU Saar, sondern auch die deutschen Sozialdemokraten an. Man sah ihn von Frankreich gelenkt. Zwei Drittel der Saarländer lehnten das Saarstatut 1955 schließlich ab. Nach dem sofortigen Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten blieb Johannes Hoffmann noch bis zum 22.07.1956 Vorsitzender der CVP, die schließlich in der CDU aufging. Johannes Hoffmann lebte zurückgezogen bis zu seinem Tod am 21. September 1967 in Düppenweiler.
Er liegt beerdigt auf dem Friedhof Neue Welt in Saarlouis.

 

Die Bedeutung Johannes Hoffmanns ist umstritten. Noch Jahrzehnte nach der Abstimmung von 1955 wurde er als "Landesverräter, "Kollaborateur" oder "Autokrat" bezeichnet und seine Regierungszeit als "Demokratur" verspottet, es ist fast bis heute kaum eine objektive Beschäftigung mit diesem wichtigen Thema der saarländischen Geschichte möglich. Im Geschichtsunterricht an den saarländischen Gymnasien kommt das eigenständige Saarland nicht vor. Die Person Johannes Hoffmann ist infolge dessen heute bei der jüngeren Bevölkerung weitestgehend vergessen. In den 1990er Jahren erfuhr er eine späte Ehrung, indem ein Stadtviertel in Saarlouis nach ihm benannt wurde. Im Jahr 2002 wurde der neu gestaltete Platz vor der Saarbrücker Congresshalle "Johannes-Hoffmann-Platz" benannt. (Diese Benennung zeitigte selbst da noch eine regelrechte Leserbrief-Schlacht in der saarländischen „Saarbrücker Zeitung“, in der Gegner und Befürworter des ersten saarländischen Ministerpräsidenten nach wie vor unversöhnlich Position bezogen.)